Wir gehören bekanntlich zu den Menschen, die immer noch Hoffnung in das deutsche Volk und deren Einstellung zu Verdummungsartikeln haben.
Jedoch wird es uns immer schwerer gemacht, diese Hoffnung aufrecht zu erhalten.
Warum ist das so ?
Neben den Boxspringbetten für 699,– € (die in der Tat keine echten Boxspringbetten sind) hält nunmehr ein weiteres Marketing-Phänomen einzug.
Die eine Matratze für Jedermann, sprich die One-Fit-All-Solution. Kein langwieriges Probeliegen, kein langweiliges von Fachhandel zu Fachhandel Gerenne, um teilweise unqualifizierte und ungeschulte Menschen sich anzuhören, NEIN, ganz einfach mit einem Klick alles erledigt.
Doch ist das tatsächlich so ? Kann das funktionieren ?
Auch wenn wir absolut kein Freund der Stiftung Warentest sind, so findet bekanntlich jedes blinde Huhn auch mal ein Korn und eine defekte Uhr zeigt immerhin 2x am Tag die richtige Uhrzeit an.
„Stiftung Warentest kommt nach dem Test der Universalmatratzen zu dem Fazit: „“Keine Matratze passt für alle““. Ob sich die Idee der Universalmatratze auf Dauer durchsetzt oder ob auch der nachdenkende Verbraucher zu der Erkenntnis kommt, dass die individuelle Auswahl bei Matratzen genauso wichtig ist wie bei Schuhen, bliebt abzuwarten.“
Das mit dem Nachdenken ist bei unseren Produkten leider hin und wieder ein Manko. Was wir als Gutachter in diesem Bereich zu sehen bekommen, liegt häufig fernab jeglichen gesunden Menschenverstandes, den der Endverbraucher aber dringend bei einem so beratungsintensiven und gesundheitsrelevanten Produkt benötigt.
Stellen Sie sich mal vor, es wirbt jemand mit dem ONE-FIT-ALL-UNISEX-SCHUH.….. würden Sie das ernsthaft glauben ? Stimmt, wir auch nicht. Warum dann aber bei den Matratzen ?
Wie groß sind Sie ? 160 cm ? 195 cm ?
Und wie schwer ? 60 kg ? 95 kg ?
Sicherlich sind wir uns einig, dass diese Körper unterschiedlich aussehen und somit auch unterschiedliche Liegeprofile haben…… Aber ist ja klar, dass dann ein und die selbe Matratze bei beiden funktioniert…..
Wir sehen ganz andere Gründe für die agressive Vermarktung dieses Einheitsbreis:
„Auch die Gründer von Eve waren auf der Suche nach einer Branche mit hohen Margen…“
„Obwohl der Markt für Matratzen stark umkämpft ist, sehen Invesotren in erster Linie wirtschaftliches Potenzial mit hohen Margen und weniger ein tolles Produkt.“
Einfach ausgedrückt Billigkram teuer verscherbeln. Wer ist der Leidtragende ? Klar, der Endverbraucher. Und auch der tatsächlich gut ausgebildete und informative Fachhandel.
Etwas Gutes hat diese Marketingoffensive jedoch tatsächlich und unsere Branche wäre gut beraten, das aufzugreifen:
„Sie rütteln die Branche wach, indem sie Matratzen mit geschicktem Marketing zu einem ‚coolen‘ Produkt machen, das man gerne kauft, auf das man stolz ist und das man seinen Freunden zeigt.“
Unsere Kunden sind zum Glück auf deren Betten sehr stolz und zeigen diese auch sehr gerne den Freunden.
Warum ? Weil die Betten individuell und optisch toll produziert worden sind.
Aber wenn „Behauptungen wie „“bequemste Matratze““ oder „“beste Matratze der Welt““ “ ausreichen, um Endverbraucher von einem Produkt zu überzeugen, dann läuft einiges gewaltig schief.
Wollen wir doch noch einmal den Schuh für alle in einer Größe ansprechen, das muss man sich einfach mal vorstellen, wie das funktionieren soll. GEHT NICHT ? Das ist Ihre Meinung dazu ? DANKE SEHR. Genau richtig, wieso geht das dann aber bei einer Matratze ???
„Wenn der Verbraucher online kauft, entscheidet er sich für ein Produkt, bei dem oftmals nicht klar wird, wer es gefertigt hat“ ist eine treffende Aussage, jedoch ist dem Endverbraucher in der heutigen Wegwerfgesellschaft das ziemlich schnurzpiepegal. Was kümmert ihn, wenn woanders zum Hungerlohn gearbeitet wird ?
„Wenn Kunden von Ihrem Rückgaberecht Gebrauch machen, steigt nicht nur der CO2-Ausstoß, sondern auch die Preise der Matratzen müssen mittelfristig steigen – vorausgesetzt, die Hygieneprodukte werden ordnungsgemäß entsorgt und nicht aus ökonomischen Grunden nur mit einem neuen Bezug versehen und wieder im Internet angeboten.“
Darüber sollte sich aber jeder Endverbraucher einmal Gedanken machen. Sowas wäre im stationären Handel nicht möglich, da der Endverbraucher dann auf die Barrikade ginge. Nur im Internet wird vieles einfach totgeschwiegen.
„Wer überprüft bei den neuen, virtuellen Goldgräbern, dass Qualität und Leistung stimmen ? Wo sind deren Produktionsstätten ? Wie ist es um Transparenz und Nachhaltigkeit bestellt ?“ Fragen, die sicherlich nicht so einfach und von den Firmen nur ungerne beantwortet werden.
Wir predigen allen unseren Gästen und Kunden: Einfach mal den gesunden Menschenverstand eingeschaltet lassen, dann funktioniert es auch mit dem Matratzenkauf.
Für Fragen und Antworten stehen wir Ihnen immer gerne zur Verfügung, jedoch plappern wir niemandem nach dem Mund, soviel muss einfach klar sein.
Alle Zitate aus Haustext 11/2016 von Dr. Ulrich Leitfeld, Geschäftsführer des Fachverbandes Matratzen-Industrie.
Kompletter Artikel als Bildanhang zum Nachlesen.